Am liebsten arbeite ich mit Stahl. Die Rohre, welche ich von Columbus (Italien) oder auch Reynolds (England) beziehe, sind aus hochfesten Legierungen und belastungsgerecht konifiziert. Durchmesser und Wandstärken stimme ich individuell ab. Prototypen fertige ich auch aus Aluminium.
Hochfest
Moderne Stahllegierungen erzielen Festigkeitswerte, welche weit höher liegen als die der bekannten Aluminium- oder Titanlegierungen. Hinzu kommt, dass Stahl dreimal steifer wie Aluminium und ca. doppelt so steif wie Titan ist. Betrachtet man dieses Werte in Relation zu dem materialspezifischen Gewicht, stellt man fest, dass Stahl sich auch diesbezüglich nicht hinter den andern beiden Werkstoffen verstecken muss.
Einzig die Tatsache, dass sich Stahlrohre nicht beliebig dünnwandig ziehen lassen und dann auch zu beul-empfindlich werden, verschafft den anderen beiden Werkstoffen einen kleinen Gewichtsvorteil im Fahrradbau. Ein Nachteil, den der Werkstoff Stahl mit seinen deutlich besseren Ermüdungseigenschafften und seiner hohen Bruchdehnung mehr als wett macht. Dazu kommt, dass es die hohe Steifigkeit des Werkstoffes erlaubt, auch mit schlanken Rohren fahrstabile Fahrradrahmen zu bauen und diese einfach besser aussehen.
Butted
Unter "Butted Tubing" versteht man konifizierte Rohre, also Rohre, deren Wandstärke über die Rohrlänge variiert.
Rohre können einfach, zweifach oder dreifach konifiziert sein. Meist verwende ich dreifach konifizierte Rohre, die an den Rohrenden eine höhere Wandstärke aufweisen als im Mittelteil, um den dort wirkenden höheren Belastungen sicher standzuhalten und den Einfluss der Schweißnaht auf die Rohrfestigkeit auszugleichen. Im Mittelteil reduziert sich die Wandstärke auf bis zu 0,45 Millimeter.
Tapered & Formed
Neben dem Werkstoffes und der Wandstärke, der Rohrprofile hat auch der Durchmesser und die Rohrform maßgeblichen Einfluss auf die Performance des Fahrradrahmens.
Auch wenn die Marketingabteilungen vieler Fahrradhersteller oft etwas anderes propagieren, ist ein rundes Rohr am Fahrradrahmen nicht zwangsläufig schlechter als andere Rohrfomen. Geht es um die Fahrstabilität des Rahmens ist vorrangig die Torsionssteifigkeit von Unter- und Oberrohr relevant und der torsionssteifste bekannte Querschnitt, ist nun mal ein rundes Rohr.
Hat ein Rohr unterschiedliche Durchmesser an den Enden, spricht man von einem getaperten Rohr. Um lokale Biegebelastungen besser aufzunehmen oder die Freigängigkeit zu andern Bauteilen zu gewährleisten, ovalisiere und biege ich die Rohre zusätzlich in ihre endgültige Form.
Stahl bietet mir bei der Verarbeitung die größtmögliche Freiheit - die Rohre füge ich mittels WIG Schweißen, ggf. jedoch auch im Fillet Brazed Verfahren oder in Muffen gelötet.
WIG Schweißen
Mit einer nicht abschmelzenden Wolframelektrode werden die Rohre unter Schutzgasatmosphäre geschweißt. Der saubere und gut zu kontrollierende Prozess ermöglicht komplexe Konstruktionen und eine gleichbleibend hohe Qualität der Verbindung.
Fillet Brazing
Bei 950°C wird Messinglot auftagsgelötet und die Fügestellen anschließend in mühevoller Handarbeit fein säuberlich verschliffen. Die weichen Übergänge reduzieren Spannungsspitzen auf ein Minimum und sorgen so für eine lange Lebensdauer des Rahmens.
Muffenbauweise mit Silberlot
Bei 680°C fließt Silberlot mit einem Silberanteil von 50% aufgrund der Kapillarwirkung des engen Fügespaltes zwischen Muffe und Rohr und sorgt für eine hochfeste Verbindung.
Das Thema Bike Fitting hat in den letzten Jahren immer größere Kreise gezogen. Immer mehr Fahrradgeschäfte bieten diesen Service und mittlerweile haben sich auch einige Firmen ganz darauf spezialisiert. Der Grund dafür ist einfach - wer schon mal ein wirklich gut auf sich eingestelltes Rad gefahren hat, der weiß, diese Dienstleistung kann mehr zum Fahrspaß und zur Performance beitragen, als die besten Komponenten.
Mit der steigenden Nachfrage an Bike Fitting wurden auch immer mehr Systeme und Werkzeuge entwickelt, die versprechen, den optimalen Fit zu liefern. Diese können ein gutes Ergebnis liefern, wenn der Dialog zwischen Fitter und Fahrer dabei nicht zu kurz kommt und sich der Fitter die Zeit nimmt, auf die individuellen Besonderheiten seiner Kunden einzugehen. Hierin liegt für mich der Schlüssel zu einem guten Fit.
Die Möglichkeit des Maßrahmenbaus lässt mich nochmal anders auf individuelle Bedürfnisse einzugehen und Lösungen zu finden, wo eine Anpassung der Vorbaulänge oder der Sattelstützenkröpfung nicht mehr ausreicht. Auch das Lenkverhalten und die Steifigkeit des Rahmens lassen sich individuell tunen und abstimmen.